A Community of Bodies - VERBINDUNGSLINIEN 2024

04.05. – 31.05.2024
Eröffnung am Do, 03.05., 18 Uhr

Künstler:innen
Dominik Bais, Ainelén Bertotti, Pierre-Yes Delannoy, Camila Pozner, Mariana Rodruigéz Iglesias, Michael Schmidt, Osías Yanov
Mit Beiträgen von
Katrin Bittl, Yassamin-Sophia Boussaoud, Gente del Cuero, Natacha Voliakovsky
Kuratiert von
Mariana Rodruigéz Iglesias und Michael Schmidt

Adresse
Lothringer 13 Halle
Ein Kunstraum der Stadt München
Lothringer Straße 13
81667 München

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11–19 h
Eintritt frei! Der Zugang zur Halle ist barrierefrei. Weiteres Programm und Informationen auf www.lothringer13.com

A Community of Bodies ist ein prozessorientiertes und kooperativ angelegtes Ausstellungsprojekt, in dem argentinische und deutsche Künstler:innen gleichberechtigt in der Lothringer 13 Halle und darüber hinaus zusammenarbeiten. Die Künstler:innen und Kurator:innen setzen sich mit unterschiedlichen, nicht-normativen, queeren Perspektiven auf Körper und Gemeinschaft auseinander. Der Interessenfokus liegt hierbei weniger auf der Verhandlung von sexueller Identität und vielmehr darauf, einen spezifischen queeren Blick auf Körper und Gemeinschaft zu lenken, ebenso wie auf das existenzielle Bedürfnis, diese Kategorien abseits dominanter europäischer Diskurse neu zu denken und damit neue Zugänge für eine geteilte Welt zu entwickeln. Während einer der Ausstellung vorangehenden, dreiwöchigen Projektphase entsteht vor Ort in der Lothringer 13 Halle eine Gemeinschaftsarbeit: Ein Environment aus großen Filzbahnen, in dem sich die unterschiedlichen Arbeitsweisen der Künstler:innen verschränken. Dieses Environment funktioniert als experimentelles, kooperatives Gesamtwerk, um eine geteilte ästhetische Sprache zu entwickelt, die zwischen den unterschiedlichen Arbeitsweisen vermittelt.

„Wir suchen nach einem Material, das organisch wachsen und den Ausstellungsraum füllen kann. Ein Material, das als Träger und als Projektionsfläche funktioniert: körperlich präsent, aber offen für Veränderungen. Ein Material, das verbinden kann. Etwas, das eher Geflecht als lineare Struktur ist. A Community of Bodies ist ein Projekt von Künstler:innen aus Buenos Aires und München. Zusammen arbeiten wir an einer Ausstellung, die Körper und Gemeinschaft aus nicht-normativen Perspektiven erlebbar machen möchte. Wir arbeiten mit (unseren) Körpern, interagieren mit Objekten und anderen Körpern, gehen Beziehungen ein und bilden Gemeinschaften. Materialien, Normen und Sprachen leisten in spezifischer Weise Widerstand, formen die Körper oder lassen sich von ihnen formen. Filz ist zäh und weich. Seine Widerständigkeit erhält er aus kreuz und quer laufenden Überlagerungen, nicht aus der geradlinigen Reihung / repetitiven Aneinanderreihungen. Um ein großes Filzstück herzustellen, werden viele Personen benötigt. Die Abläufe sind einfach zu ernen. Körperlich fordernd öffnen sie gleichzeitig gestaltbare Räume. In Auseinandersetzung mit dem Material entwickeln wir eine geteilte ästhetische Sprache, die zwischen unseren unterschiedlichen Arbeitsweisen vermittelt. Im Arbeiten formt sich eine Gemeinschaft aus Körpern.“

- Michael Schmidt

 

„A Community of Bodies ist ein unkonventionelles Gebilde, das sich einer starren Definition entzieht. Das hybride Projekt umfasst einen Aufenthalt, eine Performance (sowohl intim als auch öffentlich), eine Skulptur, die aus der Verflechtung von persönlichem und gemeinschaftlichem Schaffen entsteht, sowie ein Video, das die Grenzen zwischen Kunst und Dokument verwischt. Eine gemeinsame Praxis der Empathie, die ein greifbares, visuelles Gespräch über umstrittene Ideen ermöglicht. Diese Erkundung wird durch das inhärente Risiko der Begegnung mit dem "Anderen" vorangetrieben. Diese Begegnung, die an sich schon ein Mysterium ist, verwandelt uns und offenbart Facetten von uns selbst, die wir zuvor nicht gesehen haben. Deshalb haben wir uns für einen rhizomatischen Ansatz entschieden, um Offenheit und Vielfalt zu fördern. Unser kreativer Prozess forderte uns auf, uns mit dem viralen Werden der Vorstellungskraft zu befassen, das im Grunde genommen ein Wunsch ist. Könnten wir unsere Egos überwinden und den künstlerischen Ausdruck jenseits des "Ichs" erforschen? Wir begrüßten die Zusammenarbeit und behielten gleichzeitig unsere Individualität, hielten an einer Vision fest und ließen die Kontrolle los. Verfahren und Materialien, einschließlich des Körpers selbst, wurden zu unserem Fokus. Diese Erkundung offenbarte eine tiefe Wahrheit: In der Umarmung des Kollektivs wird das Selbst nicht geschmälert, sondern vielmehr neu geschmiedet."

- Mariana Rodríguez Iglesias

Programm

Eröffnung
Do, 03.05.24, 18 Uhr
mit einer Begrüßung durch die Kurator:innen Mariana Rodruigéz Iglesias & Michael Schmidt, der Performance "Pisces Pendulum" von Osías Yanov um 19 Uhr und der Performance "to disposess the form" von Camila Pozner um 20 Uhr

Ausstellungsrundgang
Fr, 04.05.24, 17.30 Uhr mit den Kurator:innen und Künstler:innen

Lesegruppe „Incomplete Reading Group“
Di, 14.05.24, 18.30 Uhr Anmeldung und Zugang zu den Texten per Mail an projekt@lothringer13.com

Rundgang & Workshop
Fr, 17.05.24, 15–17 Uhr mit Jakob Weiß für Kinder und Jugendliche, Anmeldung an projekt@lothringer13.com

„talk to me“
So, 26.05.24, 14–16 Uhr offenes Gesprächsformat mit der Kunstvermittlerin Julia Richter, ohne Anmeldung

Informationen zu den Kurator:innen

Michael Schmidt (*1986, Augsburg, Deutschland) studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München.Schmidts künstlerische Praxis umfasst Video, Performance, Objekte, Installationen sowie Text. Er schöpft Inspiration aus seinem Alltagsleben und beschäftigt sich mit der Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt. Die einzelnen Projekte entstehen in direkter physischen Auseinandersetzung mit ausgewählten Orten, an denen er für eine gewisse Zeit lebt und arbeitet. Seit seinem Abschluss im Jahr 2018 hat Schmidt mehrere lokale und nationale Stipendien erhalten, darunter den Kunstpreis der Stadt Augsburg und das Artist-in-Residence Programm URRA Cerrito in Buenos Aires, Argentinien, im Jahr 2022. Seit 2021 kuratiert Schmidt die Ausstellung der Förderreihe „Tacker“ in der Galerie der Künstler:innen, München. Zusätzlich zu seinen individuellen Projekten arbeitet er seit 2013 mit Melina Hennicker als Duo HennickerSchmidt. 2017 wurden Hennicker-Schmidt für eine Residenz im Taipei Artist Village, Taiwan ausgewählt. Ihr gemeinsames Werk wurde mit dem Preis für Bildende Kunst der Landeshauptstadt München im Jahr 2022 ausgezeichnet. Schmidts Arbeiten wurden in Institutionen und Galerien im In- und Ausland ausgestellt, darunter Simultanhalle, Köln; Lothringer 13 Halle, München; Sofia Art Week, Sofia, BG; National Taiwan Museum of Fine Arts, Taichung, TW; Miro Center X Yarc Gallery, Gwangju, KR; und Galeria Del Infinito, Buenos Aires, AR.

Mariana Rodríguez Iglesias (Kuratorin und Projektleitung, *1982, Buenos Aires, Argentinien) ist Kuratorin, geboren am Südufer des Río de la Plata. Seit 2004 praktiziert sie die Befreiung von der akademischen Welt, die kritische Begleitung von Projekten und das ungehorsame Schreiben über Themen der zeitgenössischen Kunst. Sie studierte Kunstgeschichte an der Universität von Buenos Aires, erhielt ein Stipendium für das Künstlerprogramm an der Universität Torcuato Di Tella und wurde vom argentinischen Kulturministerium für die Teilnahme am Kuratorischen Programm für Forschung in Osteuropa ausgezeichnet. Ihre Forschung konzentriert sich weniger auf Objekte für den Kunstmarkt als auf die Praktiken, dieKünstler entwickeln können, um mit der Welt zu interagieren und auf ihre Probleme hinzuweisen. Sie ist daran interessiert, kreative Prozesse zu fördern und zu begleiten, die die Diskussionen sichtbar machen, die queere Identitäten auf den Tisch bringen müssen, um sich eine gerechtere und freundlichere Welt vorzustellen und zu schaffen, in der Unterschiede gelebt werden können. Sie ist Jurymitglied für Preise, die lokale Produktionen und deren Entwicklung fördern. Sie gibt Seminare und Workshops über somatisches Schreiben für Künstler. Sie lebt und arbeitet zwischen Buenos Aires und Mexiko-City.

Informationen zu den Künstler:innen

Ainelén Bertotti :„Ich bin in einer Arbeiterfamilie aufgewachsen und hatte schon früh Kontakt mit Werkzeugen, Materialien und Baustellen. Empirische Arbeitsweisen interessieren mich, d.h. der Akt des Lernens durch Beobachtung ist der Keim jeder Werkentwicklung. Diese Lernprozesse werden jedoch durch Erfahrungen genährt, die im Handeln, im Gebrauch von Werkzeugen oder Geräten und im Kontakt des Körpers mit den Materialien entstehen. In diesem Energieaustausch entsteht eine unausweichliche Verbindung zwischen mir und den Materialien, die zu Kunstwerken werden. Meine Arbeiten bestehen hauptsächlich aus Holz, Stein und Metall. In diesen Materialien finde ich eine Zweideutigkeit zwischen dem, was biologisch nicht lebendig ist, aber Spuren in seinem besonderen Leben trägt. Durch Brennen, Aushöhlen und Polieren greife ich in diese Materialien ein, um ihre eigenen Spuren, Texturen und Dichten sowohl formal als auch konzeptionell zu betonen. In meinem aktuellen Projekt „Rascacielos“ arbeite ich mit drei Hebebühnen und ihren jeweiligen Bedienern, die den Walzer „Frühlingsstimmen“ interpretieren. Ich bin daran interessiert, menschliche Formen und Verhaltensweisen in Werkzeugen zu finden.“

Camila Pozner wurde 1990 in Buenos Aires geboren. Sie studierte Regie für Fotografie an der Universidad del Cine und der S.I.C.A. Sie nahm an mehreren künstlerischen Mentorenprogrammen teil, darunter das von Silvio Lang und Manglar, das von Andrés Labaké koordiniert wurde. Sie nahm am Workshop Cine Expandido (Erweitertes Kino) von Claudio Caldini und an der Schreibwerkstatt von Silvia Gurfein teil.

Osías Yanov (Buenos Aires, 1980) multidisziplinäre Praxis umfasst Performances, Feste, Partys, Installationen, Skulpturen und Videos. Seine Arbeiten erforschen die Schaffung konzeptueller und sensorischer Felder des Widerstands gegen jede stereotypisierende Kontrolle der Subjektivität. Seine Praxis wird von Gender- Theorien, Queer-Philosophien, nächtlichen Partys und der Gemeinschaft mit der Umwelt genährt. Er greift auf kulturelle Objekte und Erinnerungen zurück, die unsere körperliche Art, in der Welt und miteinander zu sein, beeinflussen. Seine Methode zur Entwicklung von Projekten, Workshops und Treffen beinhaltet den Aufbau von Beziehungen über einen längeren Zeitraum mit Gruppen von Menschen, die eine Gemeinschaft bilden.

Dominik Bais (*1992) ist freischaffender Künstler, Kunsthistoriker und Filmemacher aus München. In seiner multimedialen und meist kollektiven oder kollaborativen künstlerischen Praxis stellt er sich Fragen nach dem Archiv, dem Erinnern und dem Speichern von Informationen. Unteranderem gründete er hierfür zusammen mit Dr. Caroline Sternberg das „OpenSource Archive“ als experimentelle Sammlung innerhalb des Archivs der Akademie der Bildenden Künste München. Zur Zeit arbeitet Bais an seinem Dissertationsprojekt „Alf Lechner – Brüche im Material“

Pierre-Yves Delannoy (he/him), geboren 1995 in Châlons-sur-Marne (fr), graduierte 2019 an der École Nationale Supérieure d‘Architecture de Versailles (fr) nach einem Jahr an der Technischen Universität München (de). Er studierte 6 Monate an der École Nationale Supérieure d‘Arts de Paris-Cergy (fr) als Gast, bevor er sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste München (de) in der Medienkunst Klasse von Julian Rosefeldt begann. Im Jahr 2021.22 besuchte er als Austauschstudent die Koninklijke Academie voor Schone Kunsten van Gent (be) in der Abteilung für Performance. Pierre-Yves Delannoy sammelt, sucht, sät und lädt mithilfe von assoziativen Ansätzen ein. Er denkt über die unausgesprochenen Regeln, Verhaltenskodizes und Gesetze nach, die unser Leben im Hintergrund bestimmen. Diese Konventionen sind im Alltag kaum wahrnehmbar, doch sie sind präsent und materialisieren sich in jedem unserer Räume und bestimmen unsere Körper, unseren Geist und unsere Affekte. Die meisten von ihnen werden nicht klar ausgesprochen, aber diese Gewohnheiten durchdringen unseren Mund, unsere Tische und unsere Betten. Pierre-Yves baut Geräte, um sie besser zu verstehen und in Frage zu stellen. Seine Ansammlung von poetischen und witzigen Archiven bewegt sich zwischen Video und Performance, Körper und Stadt, Textilien und Architektur. Es geht darum, einen Prozess des Wiederverwendens, der Zweckentfremdung und der Reparatur zu entwickeln. Er bietet hier einen zugänglichen, freundlichen und sanften Ansatz.

Osías Yanov (Buenos Aires, 1980) Die multidisziplinäre Praxis von Osías Yanov umfasst Performances, Feste, Partys, Installationen, Skulpturen und Videos. Seine Arbeiten erforschen die Schaffung konzeptueller und sensorischer Felder des Widerstands gegen jede stereotypisierende Kontrolle der Subjektivität. Seine Praxis wird von Gender- Theorien, QueerPhilosophien, nächtlichen Partys und der Gemeinschaft mit der Umwelt genährt. Er greift auf kulturelle Objekte und Erinnerungen zurück, die unsere körperliche Art, in der Welt und miteinander zu sein, beeinflussen. Seine Methode zur Entwicklung von Projekten, Workshops und Treffen beinhaltet den Aufbau von Beziehungen über einen längeren Zeitraum mit Gruppen von Menschen, die eine Gemeinschaft bilden. Yanov studierte in den frühen 2000er Jahren Fotografie, Industriedesign und Theater. In den Jahren 2011-12 nahm er an der Beca Kuitca/Universidad Di Tella teil. Im Jahr 2015 wurde er vom MALBA, Museum für lateinamerikanische Kunst in Buenos Aires, mit der Produktion von VI Sesión en el Parlamento beauftragt. 2017 nahm er an der Gwangju Biennale in Südkorea teil, die von Maria Lind kuratiert wurde. 2018 wurde er mit der Gasworks Residency in London ausgezeichnet. 2019 wurde er mit der Entwicklung von Coreografías de Sal (Choreographien des Salzes) im Faena Arts Center in Buenos Aires beauftragt. Es wurde später als eine Reihe von Gruppenübungen fortgesetzt, die zu dem Projekt führten, das er als Einzelausstellung auf der Berlin Biennale 2020 präsentierte. Im selben Jahr wurde er mit dem DAAD Artists-in- Berlin Residency Programm ausgezeichnet. Im Jahr 2021 und aktuell widmet er sich gemeinsam mit Nina Kovensky der Leitung und Programmgestaltung der Pulpería Mutuálica, einem selbstverwalteten Kulturzentrum in Buenos Aires.