tfnukuz. Nuklearer Salon - VERBINDUNGSLINIEN 2023

Sonntag, 26. November 2023
Ein Nuklearer Salon im Sonderzug von
Landshut → Wörth → Landshut.

Abfahrt: Landshut Hbf: 15.20 Uhr (Gleis 3)
Ankunft: Landshut Hbf: 17.54 Uhr (Gleis 3)

Sonderfahrt im Sonderzug des Bayerischen Localbahn Verein e. V.

Die Kernkraftwerke Isar I und II sind nach ihrer Abschaltung wichtige Landmarken und bauliche Zeugen eines Fortschrittsglaubens, dessen anfängliche Euphorie zu einem Ende gekommen ist. Entlang dieser baulichen Hinterlassenschaft des Atomzeitalters befragen wir die heraufziehende Zukunft.

Organisation und Produktion:
bankleer
(Karin Kasböck und Christoph Maria Leitner)

Moderation:
Armen Avanessian
 (Autor, Medientheoretiker 
und Professor an der Zeppelin Universität)

Gäste:
Vincent Schier (Kurator und Mitglied der Forschungsgruppe 
Salt.Clay.Rock der neuen Gesellschaft bildende Kunst Berlin)
Katharina Mühlebach-Sturm 
(Diplom Chemikerin und Vorsitzende 
des BUND-Naturschutz-Kreisgruppe Landshut)
Elena Fedotova 
(ehemals leitende Ingenieurin für Umwelt- und 
Strahlenschutz des AKW Tschernobyl)
Stefan Mirbeth (Standortkommunikation Isar der BGZ Gesellschaft 
für Zwischenlagerung mbH)
Janke Rentrop 
(Urban Designerin bei DZH Köln, Mitherausgeberin 
von Nach der Kernkraft – Konversionen des Atomzeitalters)
Gabriele Obermaier (Künstlerin, Rückbauperformance)
Ralf Homann 
(Radioaktiv*ist, diverse Atome)

Die Kernkraftwerke Isar I und II sind nach ihrer Abschaltung wichtige Landmarken und bauliche Zeugen eines Fortschrittsglaubens, dessen anfängliche Euphorie zu einem Ende gekommen ist. Entlang dieser baulichen Hinterlassenschaft des Atomzeitalters befragen wir die heraufziehende Zukunft.

Die Schwierigkeit ein Ding zu begreifen, wie diesen nuklearen Nachlass, von so massiver Ausdehnung in Zeit und Raum, zwingt uns dazu, multidimensional über unsere gemeinsame Zukunft nachzudenken. Nachzudenken über die Bedeutung eines solchen Hyperobjektes,
das wie ein Schatten über uns schwebt, über die Auswirkung unseres vielfältigen Handelns, auf den begrenzten Lebensraum Erde, über
die Veränderung von Zeitskalen, die wechselseitigen Abhängigkeiten von Kraftwerk, Stadt und Region, sowie die Mobilisierung von sozialen Energien. Anhand der Spuren des radioaktiven Materials lassen sich divergierende gesellschaftliche Aspekte zusammenführen.

Die stillgelegten Kernkraftwerke Isar I und II und das Zwischenlager BELLA sind unsere naheliegendsten Ansprechpartner, um einen
Raum für den Dialog zwischen verschiedenen Disziplinen und Perspektiven zu öffnen. Ein öffentliches und gemeinsames Nachdenken
über einen sinnvollen Umgang und über eine mögliche Nachnutzung des nuklearen Erbes ist nötig, um den nachfolgenden Generationen eine
lebenswerte Zukunftsperspektive aufzuzeigen. Wir werden uns gerade bewusst, dass wir nicht mehr in der Welt unserer Eltern leben. Unsere
Beziehung zu der uns umgebenden Wirklichkeit wird immer öfter von Ereignissen unterbrochen, die uns auf unterschiedlichsten Ebenen überraschen.

Unsere Beziehung zur Welt steckt in einer tiefen Krise und wir merken immer stärker, dass der Fluss, das Gestein, der blaue Himmel und die Luft, die wir atmen, das künstliche Ergebnis unseres Verhaltens sind – wissentlich oder unwissentlich.

Während der weltweiten Freisetzung nuklearen Materials ab 1945, drifteten radioaktive Partikel aus den Kernwaffentests rund um den
Globus und bildeten Ablagerungen, die auch in Jahrmillionen noch von unserer Zivilisation zeugen werden. In geologischen Ablagerungen
markieren sie die langfristige Veränderung des Erdsystems, für den der Mensch nachweislich zum geologischen Faktor geworden ist – diese
Ablagerungen nuklearen Materials sind ein Marker für den Beginn des Anthropozäns, der vom Menschen dominierten geologischen
Epoche.

Als Gemeinschaft werden wir von einem Zukunftsbild vorangetrieben, das wir vor uns her projizieren. Ein Bild, das – einmal von der Gegenwart eingeholt – zum Teil der Realität wird. Ein gigantischer Schatten, den die
Zukunft auf die Gegenwart wirft. Es ist dringend notwendig, den Abstand zwischen Ideal und Realität unseres Handelns auf eine gründlich andere Art und Weise zu betrachten, zu fühlen und auf Spannung zu halten!